Emina Cabaravdic-Kamber, selbst zur Corona-Risikogruppe gehörend, hat ohne zu zögern geholfen und ist dem Aufruf gefolgt, die alten Menschen nicht allein zu lassen. Sie zog zu einer 94-jährigen Frau, begab sich mit ihr in die Selbstisolation und pflegte sie.
Emina Cabaravdic-Kamber ist aber auch eine Künstlerin, eine Poetin, eine Malerin. Sie hat getan, was ihre Natur ist. Die Kindheitserinnerungen der alten Frau, hier in diesem Buch, literarisch zu verarbeiten.
Wie blickt ein Mensch in hohem Alter zurück? Was sind die Erinnerungen an die Kindheit? Emina gibt dieser Frau eine Stimme. Was sie berichtet ist eigenes Erleben, das aber gleichzeitig kollektiv ist.
Literarisch hat Emina Cabaravdic-Kamber der Stimme einen poetischen Tonfall gegeben und die einzelnen Erinnerungsstücke zu einer Art Langgedicht verbunden. Das ist es, was Poeten tun. Sie nehmen Worte und schaffen Bilder. Dem Leser wird in dieser knappen Form der Erinnerungen, ein Bild über die Kindheit einer Frau vermittelt, das bisher, womöglich auch bei der Erzählerin selbst, verborgen war. Jedes Leben ist es wert, zugänglich zu sein als Teil der allgemeinen Vorstellung und Verständigung in der wir uns alle gemeinsam befinden.